Analyse zur BP Aktie
Am 30.05.10 veröffentlicht von Peb
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Mittlerweile muss man die 15% Kursabschlag als gerechtfertigt ansehen

BP war bis zum Untergang der Deep Water Horizon im Golf von Mexico ein potentes, attraktiv bewertetes Unternehmen. Homooeconomicus hat in seinem Kommentar vom 30.3. die Stärken von BP gut herausgearbeitet und ich schließe mich seiner Einschätzung voll und ganz an.

Als dann Ende April das Drama mit der versunkenen Ölplattform begann und die Kurs um 15% gen Süden gelaufen sind, hielt ich dies für übertrieben. BP war zu diesem Zeitpunkt mit ca. 150 Mrd. € bewertet und selbst wenn Schadensersatz und Aufräumarbeiten in Milliardenhöhe resultieren, sah ich den Kursrutsch als übertrieben und BP nach wie vor als ein gutes Investment an.

Diese meine Ansicht ändert sich langsam. Zwar belaufen sich (was man kaum glauben kann) die Kosten der Beseitigung von Schäden bisher erst auf 930 Mio US$ (siehe spiegel.de Artikel von heute). Nach zwei vergeblichen Versuchen, die Löcher zu stopfen (Schlamm & Kuppel), wächst sich die ganze Angelegenheit nun doch von einer mittleren Katastrophe zum epochalen Desaster aus.

Es ist nicht vorherzusehen, welche (gerechtfertigten) Schadensersatzforderungen auf BP zukommen - aber mit ein paar Milliarden scheint das nicht getan zu sein. Auch interpretiere ich die Stimmung bei Bevölkerung und Politikern nach der Finanzkrise so, dass man es Unternehmen nicht noch mal durchgehen lässt, Verluste zu sozialisieren und Gewinne zu privatisieren. Und die Rechnung kann dann teuer werden - vor allem in USA, wo Daimler (185Mio$) und Siemens (650Mio€) für m.E. viel nichtigere Verstöße an Strafe gezahlt haben.

Ich werde eine Position von BP in meinem Portfolio wieder auflösen und erwarte wohl nochmal einen merklichen Kursrückschlag am Montag. Investments in Primär-Energie erscheinen aber nach wie vor attraktiv, da die KGVs von Ölfirmen mit 13-15 niedrig sind und beim Ölpreis sicher noch viel Luft nach oben bleibt (aktuell: 74$ - 2008: 140$ - mein Tipp für 2015: 150-200$).

An Ölbohrungen auf hoher See und in unwegsamem Gelände (Arktis, etc.) führt mittelfristig ohnehin kein Weg vorbei, wenn wir im Winter mehr als einen Raum beheizen wollen und das Auto nicht gegen das Fahrrad eintauschen). Alle Entwicklungsbemühungen um alternative Energiequellen machen zwar Fortschritte, können aber unsere Nachfrage lange noch nicht wirtschaftlich sinnvoll decken - von den Chinesen ganz zu schweigen.